ZECKEN IN DEUTSCHLAND IM FOKUS: STEIGENDE ZAHLEN BEI LYME-BORRELIOSE
Laut Angaben des Landesamts für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) sind derzeit deutlich mehr Menschen von der gefährlichen, durch Zecken übertragenen Infektionskrankheit – Lyme-Borreliose (auch bekannt als Zeckenborreliose) – betroffen als noch vor einigen Jahren. Diese Einschätzung wird auch von vielen Akarologinnen (Zeckenexpertinnen) geteilt.
Seit Jahresbeginn wurden dem LAGeSo bereits 206 Fälle dieser Erkrankung gemeldet (Stand: 18. Juni). Zum Vergleich: Im Zeitraum 2015–2019 lag der Durchschnittswert im gleichen Zeitraum bei lediglich 146 Fällen.
Zecken (lat. Acari) sind eine Unterklasse der Gliederfüßer innerhalb der Spinnentiere (Arachnida). Es sind über 54.000 Arten bekannt. Einige davon stellen eine ernstzunehmende Gefahr für Menschen und Tiere dar. Ihre Größe beträgt meist nur wenige Millimeter – deshalb sind sie in der Natur schwer zu erkennen und am Körper oft nur schwer auffindbar. Zecken können Überträger schwerwiegender Krankheiten sein. Zu den gefährlichsten zählen:
Ixodidae (Schildzecken)
Übertragen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – eine Viruserkrankung, die das zentrale Nervensystem angreift und zu Krampfanfällen, Gedächtnisverlust und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann.
Können Träger von Ehrlichiose und Anaplasmose sein – Infektionen, die hohes Fieber, Gelenkschmerzen und Kopfschmerzen verursachen können.
Übertragen Lyme-Borreliose – eine bakterielle Infektion, die Gelenke, Haut, Herz und Nervensystem betrifft. Unbehandelt kann die Krankheit chronisch werden.
→ In Berlin wurden im Jahr 2024 insgesamt 972 Fälle von Borreliose registriert. 2023 waren es 984, 2022 807.
→ Eine wirksame Impfung gegen Borreliose existiert derzeit nicht.
Argasidae (Lederzecken)
Fallen in der Dämmerung oder nachts oft heimtückisch über Menschen her.
Übertragen unter anderem Rückfallfieber und hämorrhagisches Fieber.
Gamasoidea (Milbenzecken)
Einige Arten können Rattenfleckfieber übertragen.
Ihre Bisse führen häufig zu allergischen Reaktionen und starkem Juckreiz.
Auch Zeckenarten, die keine Krankheitserreger übertragen, können die Gesundheit beeinträchtigen:
→ Zum Beispiel Graszecken (in Wohnungen aktiv, lösen allergische Reaktionen aus) und Krätzmilben (leben in der Haut und verursachen starken Juckreiz).
Zecken halten sich bevorzugt in dichter Vegetation, feuchten Waldgebieten, an Seeufern, in Schluchten, Stadtparks mit hohem Gras und schlecht gepflegten Gärten auf.
Sie sind besonders aktiv bei Temperaturen zwischen +18 °C und +20 °C, vor allem zwischen 08:00–11:00 Uhr und 17:00–20:00 Uhr.
→ In dieser Zeit sind sie am aggressivsten und befallen am häufigsten Menschen.
→ Ob eine Zecke infektiös ist, lässt sich nicht am Aussehen erkennen.
→ Bei starkem Wind und Regen sind Zecken inaktiv.
Keine öl- oder alkoholhaltigen Substanzen zur Entfernung verwenden – das erhöht den Speichelfluss und damit das Infektionsrisiko.
Nicht quetschen oder drücken – dabei können Krankheitserreger in den Körper gelangen.
Keine ruckartigen Bewegungen beim Entfernen – das kann dazu führen, dass Teile der Zecke in der Haut verbleiben.
Bei Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Hautausschlag, Schwellungen oder rötlich-violetter Verfärbung um die Bissstelle sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden – selbst wenn die analysierte Zecke negativ getestet wurde.
Laut LAGeSo und vielen Akarolog*innen ist der Anstieg der Fälle auf mehrere Faktoren zurückzuführen – in erster Linie jedoch auf den Klimawandel.
→ Milder, feuchter Winter und frühe Wärme im Frühjahr verlängern die Aktivitätsphase der Zecken.
→ Die Populationsdichte steigt auf mehrere tausend Zecken pro Hektar, was zu deutlich häufigeren Mensch-Zecken-Kontakten führt.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) stellt auf seiner Plattform einen „Zecken-Atlas“ mit Informationen zu verschiedenen Zeckenarten bereit: